mensch
leistungen
arbeitsproben
print
radio
multimedia
werbung
kontakt
die texte
 
Tierfreund 8/98

Tierfreund - 08/1998


 
Die Stars der Urzeit

Dinosaurier bestimmten über 150 Millionen Jahre das Leben auf der Erde. Wer ihre Spuren findet und ein wenig Fantasie hat, kann sich dieses Leben ganz gut vorstellen...


 
Der Koloss stampft nichtsahnend dahin. Seine Herde hat ihn ein bisschen abgehängt. Er merkt nicht, dass er schon eine ganze Weile verfolgt wird. Bei jedem Schritt graben sich seine vier riesigen Füße ein Stück in den weichen Boden ein. Der Gigant folgt dem Trampelpfad seiner Artgenossen auf der Suche nach neuem Weideland. Der Wald hinter ihnen ist kahlgefressen, die Dino-Herde hat ganze Arbeit geleistet.
Mächtiger Schwanz, langer Hals und ein Kopf, der irgendwie viel zu klein wirkt. Der tonnenschwere Körper ist so groß wie ein paar Lastwagen. Doch der Riese ist völlig friedlich: Es ist ein pflanzenfressender Vertreter der Sauropoden. In dieser Gruppe der Dinosaurier gibt es die größten der Großen, bis zu 30 Meter können sie messen; allen gemeinsam: Sie bewegen sich auf vier kräftigen Beinen fort und mit ihrem schwachen Gebiss bevorzugen sie die frischen Blätter des üppigen Urzeit-Waldes.
Jetzt hat der Sauropode etwas gemerkt. Sein Verfolger ist ihm dicht auf den Fersen. Der kleinere Raub-Dino-sau-rier, auch er ist noch locker zehn Meter lang, rennt auf zwei Beinen dicht hinter seinem Opfer her. Da fährt der Schwanz des Verfolgten wie eine riesige Keule durch die Luft. Doch der Räuber kann ausweichen und wird nicht getroffen. Die Jagd geht weiter.
Der Jäger ist ein Theropode, einer jener Raub-Dinosaurier, die sich ausschließlich auf ihren Hinterbeinen fortbewegen. Ihre Vorderbeine sind viel kürzer, eigentlich sind daraus richtige Arme geworden: Mit den Händen können die Theropoden gnadenlos zupacken. Und mit ihrem gewaltigen Gebiss haben sie kein Problem, ihre Beute zu reißen. Selbst ganze Knochen dürfte ein Tyrannosaurus rex mühelos zermalmt haben.
Der König der Dinos gehört genauso zu den Raub-Dinosau-rieren, wie unser Jäger, ein Acrocanthosaurus. Der sieht mit seinem Kamm langer Stacheln auf dem Rücken besonders merkwürdig aus. Jetzt ist er seinem Opfer bereits gefährlich nahe auf die Pelle gerückt. Auch seine Füße hinterlassen deutliche Spuren auf dem feuchten Untergrund. Neben den dicken Elefantenfuß-Abdrücken des Sauropoden sind die kleineren, dreizehigen Stapfen des Acrocanthosaurus gut zu verfolgen.
Für die beiden geht es jetzt ums Ganze. Immer wieder versucht der massige Pflanzenfresser, seinen Verfolger abzudrängen. Sein Schwanz peitscht durch die Luft. Doch der fixe Räuber weicht geschickt aus und versucht seinerseits, sein Opfer anzuspringen und mit Klauen und Zähnen zu packen.
Wird sich der friedliche Sauropode retten können? Oder bringt ihn der Angreifer in seine Gewalt und zerfleischt ihn brutal? Niemand kann es sagen. Denn an dieser Stelle verliert sich die Spur der beiden Riesen. Was weiter geschehen ist, vor hundert Millionen Jahren, irgendwo dort wo sich heute der amerikanische Staat Texas befindet, das kann man höchstens ahnen.
Und selbst die Verfolgungsjagd der beiden Dinos ist nur eine Vermutung der Wissenschaftler. Sie sind bei ihren Ausgrabungen auf die versteinerten Spuren der Tiere gestoßen und haben versucht, sich vorzustellen, was damals passiert sein könnte. Wie Detektive müssen sie vorgehen, die Paläontologen, die die Lebewesen vergangener Erdzeitalter erforschen. Alles, was wir heute über Dinosaurier wissen, ist zusammengepuzzelt aus versteinerten Knochen, Eiern, Spuren.
Vieles kann nur vermutet werden, oft sind sich die Wissenschaftler gar nicht einig, wie es denn nun wirklich war. Neue Funde werfen oft alte Vorstellungen über den Haufen. So hatte man zum Beispiel lange geglaubt, die Dinos wären Einzelgänger gewesen. Als man Spuren ganzer Herden ausgegraben hatte, wusste man es besser.
Bis jetzt kann niemand genau sagen, ob alle Dinos Kaltblüter waren, wie heutige Reptilien. Dann hätten sie ihre Aktivität nur entfalten können, wenn sie die Sonne genügend aufgewärmt hatte. War es zu kalt, wären sie in reglose Starre verfallen. Das hatte man lange als sicher angenommen. Aber wie lassen sich dann Dino-Funde in kalten Polargebieten erklären? Viele Forscher glauben jetzt, dass zumindest einige Arten Warmblüter waren wie die Säugetiere.
Ganz besonders umstritten war schon immer die Frage, warum die Saurier am Ende der Kreidezeit ausgestorben sind (Kasten Seite...).
Doch bei allen Rätseln, die noch immer ungelöst sind, eine Menge wissen wir heute auch. Dass es ganz kleine Dinosaurier gab, kaum größer als ein Kätzchen, zum Beispiel. Viele hundert verschiedene Dinos konnten schon bestimmt werden. Doch die meisten Arten sind noch nicht einmal entdeckt - es gab eine riesen Vielfalt unter den Ur-Reptilien. Sie alle lebten wohl besonders gerne dort, wo es reichlich Pflanzen gab und nicht zu trocken war. Viele Dinos konnten schwimmen. Die Nähe des Meeres aber mieden sie lieber.
Als Reptilien legten alle Dinosaurier Eier, und die waren noch nicht mal besonders groß. An mehreren Stellen haben Forscher richtige Dino-Nester entdeckt. Keines der Eier war größer als ein Basketball. Auch die Jungen der Riesen waren also anfangs ziemlich kleine Kerlchen. Aber sie wuchsen schnell...
Über 150 Millionen Jahre waren die Dinosaurier die Herrscher der Erde. Doch das ist 65 Millionen Jahre her. Auferstehen werden sie nur in Filmen oder in unserer Fantasie. Ihre nächsten lebenden Verwandten sind die Krokodile. Doch möglicherweise leben die Ururenkel der Dinos mitten unter uns: die Vögel.

 

 

 
Nicht alle Saurier sind Dinos

 
Nach ihrem Körperbau (wichtigstes Merkmal: die Hüftknochen!) lassen sich die Dinosaurier grob in zwei eigenständige Ordnungen unterteilen. Beide gehören zur Klasse der Reptilien:

Saurischia (sprich „Sauriskia"): Haut ohne Stacheln oder Knochenplatten (Rückenkämme gibt es aber!). Diese Gruppe teilt sich in zwei Unterordnungen:
Theropoden: Raub-Dinosaurier, laufen auf den Hinterbeinen; z.B. Tyrannosaurus rex
Sauropoden: Pflanzen- oder Allesfresser, laufen auf vier Beinen, sind teils riesengroß; z.B. Brontosaurus
Ornithischia (sprich „Ornitiskia"): Pflanzenfresser, die sich auf zwei oder vier Füßen fortbewegen; z.B. Triceratops.

Als Saurier werden auch noch andere Tiergruppen bezeichnet, die im Erdmittelalter lebten. Sie sind aber allesamt keine Dinos. Dazu gehören zum Beipiel Flugsaurier und Fischsaurier.

 

 
Siechtum oder Höllenqual?
Warum starben die Saurier aus?


 
Ein riesiger Meteorit rast auf die Erde zu. Der Aufschlag des kilometergroßen kosmischen Brockens läßt die ganze Weltkugel erzittern. Undurchdringliche Staubwolken steigen auf und verhüllen für Jahre die Sonne. Künstlicher Winter ohne Ende! Dann wird die weltweite Dauer-Nacht allmählich unerträglich heiß. Pflanzen und Tiere sterben in Massen. Viele Arten verschwinden für immer.
So könnte es gewesen sein, als vor rund 65 Millionen Jahren die Saurier restlos ausstarben. Könnte aber auch ganz anders gewesen sein. Es ist immer noch ein ungelöstes Rätsel: Was geschah wirklich damals? Was war es, das die Herrscher der Urzeit-Welt nicht überlebten? Und das, nachdem sie über 150 Millionen Jahre allen Katastrofen des Erdmittelalters trotzen konnten, sich immer wieder erfolgreich angepasst hatten.
Und wie sind sie umgekommen? Immerhin hat es wahrscheinlich ein paar hunderttausend Jahre gedauert, bis selbst die zähesten Dinos nicht mehr konnten. Sind sie erfroren oder den Hitzetot gestorben? Sind sie verhungert, verbrannt oder in einer Flutwelle ertrunken? Oder wurden sie einfach nur krank und siechten ganz langsam dem Ende ihrer Sippe entgegen?
 

 
Weißt du’s?

 
Unter den Dinosauriern waren die gigantischsten Tiere, die jemals auf der Erde gelebt haben. Nur einer kann ihnen das Wasser reichen... Weißt du, wer gemeint ist?

 
(Antwort: An Land gab es tatsächlich nie Größere als die Dinos. Aber der Blauwal, der in unseren Meeren lebt, übertrifft selbst die Urzeit-Riesen - mit einer Länge bis 30 Meter und einem Gewicht bis zu 130 Tonnen!)


 
die texte der anfang der kontakt